Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 3 - S. 349

1880 - Stuttgart : Heitz
Friedrichs des Großen Verwaltung. 349 Katharina, daß Friedrich Ii. Petern die verhaßten Neuerungen und die üble Behandlung seiner Frau angerathen hätte. Daher wurde Czernitschew von dem preußischen Heere zurückgerufen, und es wurden die nöthigen Befehle zur Erneuerung des Krieges gegeben. Aber schon nach einigen Wochen änderte sich die Stimmung wieder. Als man nämlich die hinterlassenen Briefschaften des Kaisers untersuchte, fand man auch. die Briefe Friedrichs, und zu ihrem Erstaunen sah Katharina daraus, daß dieser dem verblendeten Kaiser eifrig seine unklugen Neuerungen rotderrathen und ihn beschworen habe, seine Gemahlin wenigstens mit äußerer Hochachtung zu behandeln. Sie wurde dadurch bis zu Thränen gerührt und bestätigte den Frieden. Durch die sieben Feldzüge gegen die Preußen hatten Friedrichs Feinde endlich die Ueberzeugung bekommen, daß es doch nicht so leicht sei, ihn zu unterdrücken, als sie wohl anfangs geglaubt hatten. Schweden war dem Beispiele Rußlands gefolgt und hatte Frieden geschlossen, und die andern Feinde hatten auch den Krieg herzlich satt. Die Hoffnung, Schlesien zu erobern, war von Maria Theresia ganz aufgegeben worden und ihre Kassen wurden immer leerer. Die Franzosen waren bisher von dem Herzoge von Braunschweig, einem der größten Generale seiner Alt, in Westphalen und am Rhein mit Glück bekämpft worden, und konnten die Kosten zur Fortsetzung des Kriegs auch nicht mehr aufbringen. Es näherten sich daher die kriegführenden Mächte, und nach kurzen Unterhandlungen wurde am 15. Februar 1763 durch den Frieden von Hubertusburg, einem Jagdschlösse zwischen Meißen und Leipzig, einer der merkwürdigsten Kriege beendigt. Friedrich behielt alle seine Länder, wie er sie vor dem Kriege besessen hatte, also auch Schlesien. Preußen aber gehörte von nun an unter die europäischen Großmächte. 110. Friedrichs des Großen fernere Regierung und Tod. Die Staaten Friedrichs und alle die andern Länder, welche der Schauplatz des Krieges gewesen waren, befanden sich im kläglichsten Zustande. Ganze Kreise waren verwüstet und Handel und Wandel in Verfall gerathen. Ganz Hinterpommern und ein Theil der Mark waren verödet; Westphalen, Schlesien und Preußen befanden sich in keinem viel bessern Zustande, und Sachsen war ganz ausgesogen. Hier und da fand man gar keine Menschen mehr,

2. Theil 4 - S. 90

1880 - Stuttgart : Heitz
90 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich. manche krochen grinsend und gefühllos ins Feuer hinein, und verbrannten elendiglich. Andere fand man hinter Gemäuer, in Scheunen, selbst in Backöfen todt, weil ihnen die Kraft gefehlt hatte, weiter zu gehen. Um todte Pferde herum war man sicher, Leichen zu finden; manche hielten noch das Messer in der Hand, mit welchem sie sich Stücke abgeschnitten hatten. Von Theilnahme war auch die letzte Spur verschwunden. Vergebens streckten die Hingesunkenen, denen die Kraft zum aufstehen fehlte, die Hände nach. den Vorübergehenden aus, welche sie lieber umkommen ließen, ehe sie sich einen Augenblick verweilt hätten. Die Kälte nahm von Tage zu Tage fürchterlicher zu und die Verzweiflung löste allen Gehorsam auf. Soldaten von allen Regimentern liefen durcheinander. Pferde hatte die Reiterei längst nicht mehr, Stiefeln und Schuhe sah man nur noch bei wenigen; mit Stücken von Tornistern, Hüten und Kleidern hatten die meisten sich die Füße umwunden. Unzählige hatten die Füße, Hände, Ohren und Nasen erfroren, bei manchem hatte der Brand schon die Glieder geschwärzt, und so wüthend machte sie der Hunger, daß selbst Menschenfleisch von einigen gegessen wurde. Vor Wilna kamen am 9. December von der ganzen großen Armee von 480,000 Mann, die auf Moskau gezogen waren, kaum noch 40,000 Mann an. Zuletzt warfen fast alle die Waffen weg; auch dem Tapfersten war jetzt der Muth gesunken. Bis an den Niemen verfolgten die Kosacken sie unaufhörlich. Von dem großen Heere fanden sich hier nur 1000 Bewaffnete, 9 Geschütze und 20,000 Waffenlose, elende mit Lumpen bedeckte Jammergestalten. Langsam zogen sie durch Polen und Deutschland; wenige sahen ihr Vaterland wieder. Ueber, den Rest der großen Armee erhielt der Vicekönig Eugen den Oberbefehl und sammelte die zerstreuten Schaaren bei Magdeburg. Das war das schauderhafte Ende des mit so großen Hoffnungen unternommenen russischen Feldzugs! 124. Krieg der Verbündeten gegen Frankreich, 1813 und 1814. Das Mißgeschick, welches die französische Armee in Rußland betroffen hatte, und in welchem man allgemein ein Strafgericht Gottes über den Hochmuth des Kaisers,Napoleon erkannte, wurde für ganz Europa ein Signal zur Wiedererhebung aus der schmachvollen Unterdrückung. Preußen, welches am tiefsten gedemüthigt

3. Theil 4 - S. 91

1880 - Stuttgart : Heitz
Krieg der Verbündeten gegen Frankreich. 91 war, erhob sich zuerst, um seinen Rang unter den freien Völkern wiederzugewinnen; Preußen hatte soeben erst die zahllosen und glänzenden Schaareu des französischen Eroberers durch seine Provinzen hinziehen gesehen, und ein Theil seiner eigenen Armee hatte mit gegen Rußland ausziehen müssen; jetzt aber waren dieselben Provinzen, welche kurz vorher die Macht des gewaltigen Kriegsherrn angestaunt hatten, auch die ersten Zeugen der kläglichen und schimpflichen Flucht der zerstreuten französischen Armee. Bei diesem Anblick erwachte in den Herzen aller Patrioten die Hoffnung, daß nun die Zeit gekommen wäre, das verhaßte Joch der Franzosen abzuschütteln. Die Zeit der Unterdrückung selbst war in Preußen nicht unbenutzt geblieben, um eine bessere Zukunft anzubahnen; durch viele innere Einrichtungen war man vielmehr bedacht, die Keime innern Gedeihens und echter Volkskraft zu befruchten und den Tag der Wiedererhebung aus der vorübergehenden Ohnmacht vorzubereiten. Zwar lastete auf dem unglücklichen Lande, insoweit es dem preußischen Fürstenhause belassen worden war, in jeder Beziehung ein schwerer Druck: eine Kriegsentschädigung und Kontributionen aller Art waren bis zu einer säst unerschwinglichen Höhe zu leisten, französische Besatzungen blieben in den preußischen Festungen und bei seinen Kriegszügen durch preußisches Gebiet stellte Napoleon immer neue willkürliche Forderungen an das schwer geprüfte Sand; auch wachte der fremde Gewalthaber mit strenger, eifersüchtiger Vorsorge darüber, daß Preußen kein größeres als das ihm beim Friedensschluß zugestandene Heer unterhielt. Aber ungeachtet dieser Schwierigkeiten wußte die warme ernste Vaterlandsliebe des Königs und einer Reihe von patriotischen Männern die geeigneten Mittel und Wege zu finden, um die innere Entwickelung und Erstarkung Preußens zu fördern. Neben der Opferwilligkeit aller Classen der Einwohner diente eine musterhafte Finanzverwaltung dazu, trotz der großen Kriegskosten die Hülfsmittel des Landes wieder zu heben und zu vervielfältigen, — nicht weniger war man bemüht, den freudigen Patriotismus aller Volksklassen durch die Gewährung gewisser bisher entbehrter Rechte und Freiheiten zu entwickeln. Unter den Ministern von Stein und Fürst von Hardenberg wurden den Bauern manche drückende Lasten der alten Erbunter-thänigkeit abgenommen, den Bürgern durch die Einführung einer freisinnigen Städteordnung eine höhere Theilnahme am Gemeinwohl eingeflößt. Viele geistliche Güter und Kapitel, deren Ein-

4. Theil 4 - S. 93

1880 - Stuttgart : Heitz
Vorbereitung zum Befreiungswerke in Preußen. 93 selbst das Werk der Befreiung. Trotz der Niederlage der Franzosen in Rußland war es ein großes Unternehmen; denn noch hatten dieselben acht Festungen und eine bedeutende Truppenanzahl in Preußen stehen und es war zu erwarten, daß Napoleon^ welcher eiligst nach Frankreich gegangen war und mit der größten Energie neue Truppen aushob, bald wieder an der Spitze einer gewaltigen Armee über den Rhein rücken würde. Aber Friedrich Wilhelm vertraute Gott, seinem guten Recht und seinem braven Volke, und sein Glauben ist nicht zu Schanden geworden. Der König begab sich mit seiner Familie nach Schlesien, und von Breslau aus erließ er am 3. Februar 1813 den Aufruf an die Freiwilligen, in welchem er das Volk zur freiwilligen Bewaffnung anfeuerte. Im Lauf des Februar kam ein Vertrag mit Rußland zum gemeinschaftlichen Kampfe gegen Frankreich zu Stande und bald darauf kündigte der König den Krieg an. Zu seinem Volke sprach der edle Fürst folgende begeisternde Worte: (Aufruf an sein Volk, 17. März.) „So wenig für mein treues Volk, als für alle Deutsche, bedarf es einer Rechenschaft über die Ursachen des Kriegs, welcher jetzt beginnt. Klar liegen sie dem unverblendeten Sinn vor Augen. Wir erlagen unter der Uebermacht Frankreichs. Der Friede schlug uns tiefere Wunden, als selbst der Krieg; das Mark des Landes ward ausgesogen, der Ackerbau, sowie der Kunstfleiß der Städte gelähmt, die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt. Ueber-mnth und Treulosigkeit vereitelten meine besten Absichten, und nur zu deutlich sahen wir, daß Napoleons Verträge mehr noch als seine Kriege uns langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung aufhört. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Lithauer! Ihr wißt, was euer trauriges Loos sein wird, wenn wir den begonnenen Kampf nicht ehrenvoll beendigen! — Große Opfer werden von allen gefordert werden; denn unser Beginnen ist groß und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Aber welche auch gefordert werden, sie wiegen die heiligen Güter nicht auf, für welche wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu sein. — Mit Zuversicht dürfen wir vertrauen, Gott und ein fester Wille werden unserer gerechten Sache den Sieg verleihen, und mit ihm die Wiederkehr einer glücklichern Zeit!" Ein unerhörtes Aufflammen ernster Begeisterung war die Ant-

5. Theil 4 - S. 250

1880 - Stuttgart : Heitz
250 Neueste Geschichte. 3. Periode. Frankreich. ihn die europäischen Fürsten theils durch Besuche, theils'durch glänzende Beschickungen beehrten, und damit nichts dem Glücke des Kaisers fehle, ward seine Dynastie durch die Geburt eines Sohnes, Napoleon Eugen Louis Jean Joseph (geb. 16. März 1856), gesichert. Napoleon war nach den verschiedenen Richtungen hin bemüht, den Beifall der Franzosen zu gewinnen, seiner Regierung Vertrauen und Glanz zu gewinnen und so seinen Thron zu befestigen. Er verpflichtete sich den Klerus durch die dem Papste gewährte Hülse; dem Arbeiterstande gab er durch großartige Bauten in Paris Beschäftigung und Beruhigung; für die materiellen Interessen des Landes sorgte er mit größter Aufmerksamkeit und Energie, und endlich dem Heere gab er, wie bald erzählt werden soll, durch klug geführte Kriege Gelegenheit zu glänzenden Thaten. In der That war ein großer Theil der Bewohner Frankreichs, namentlich in den Provinzen, der kaiserlichen Regierung geneigt, weniger aus Anhänglichkeit, als aus dem Gefühle, daß man den Kaiser, der die revolutionären Leidenschaften niederhalte, unterstützen müsse. Aber trotz aller Thätigkeit und Geschicklichkeit vermochte Napoleon Iii. doch nicht, die Gesinnung Frankreichs sich mit hinreichender Zuverlässigkeit zuzuwenden. Sein Regierungssystem barg große Gefahren in seinem Innern. Der überhandnehmende Luxus entfesselte die Geldgier und den waghalsigen Börsenschwindel; so wucherte die Selbstsucht empor, die keine Treue kennt. Die Gewöhnung des französischen Volkes an freie Bewegung der öffentlichen Discusiou blieb bei der herrschenden Unterdrückung der Rede und der Presse unbefriedigt, und der Sinn der gebildeten Klassen entfremdete sich dem nur Geld und Glanz verheißenden kaiserlichen Scepter. Im Verborgenen gährte der Parteihaß und die unversöhnliche Feindschaft der Republikaner und Socialisten. Mehrere Attentate gegen das Leben Napoleons Iii. gaben davon Beweise. Im April 1855 paßte der Italiener Pianori dem Kaiser auf, als er sich zu Pferde nach den elyfeischen Feldern begab, und feuerte in nächster Nähe zwei Pistolenschüsse auf ihn ab, ohne ihn zu treffen. 1857 wurde ein neuer Mordanschlag gegen den Kaiser noch vor seiner Ausführung entdeckt. Drei Italiener (Grilli, Tibaldi, Barso-loni) wurden ergriffen und zu schweren Strafen verurtheilt.

6. Theil 4 - S. 215

1880 - Stuttgart : Heitz
Preußens Krieg gegen Dänemark. 215 Diesen Zustand der Ohnmacht der Regierung wollten die polnischen Bewohner der Provinz Posen benutzen, um ihre Unabhängigkeit wieder zu erkämpfen, und die in Berlin befreiten Anführer eilten herbei, um den Aufruhr zu schüren. Heberetii wurden die Abzeichen der polnischen Nationalität aufgepflanzt, die königlichen Wappen zerstört, die Beamten verjagt und gegen die deutsche Bevölkerung blutige Excesse geübt. Da rückte eine bedeutende Truppenmacht in das Großherzogthum, und nach einem mörderischen Kampfe, in welchem die Polen sich die entsetzlichsten Gräuelthateu gestatteten, wurden dieselben von den tapfern preußischen Truppen wieder unterworfen. Gleichzeitig hatten die preußischen Truppen an einer andern Seite schon einen Kamps im Namen Deutschlands zu führen begonnen, nämlich zu Gunsten der Herzogtümer Schleswig und Holstein gegen die Dänen. König Christian Viii. war am Anfang des Jahres 1848 gestorben; sein Sohn und Nachfolger Friedrich Vii. wurde durch die dänischen Demokraten verleitet, die Selbständigkeit Schleswigs anzutasten, um das Herzogthum dem dänischen Gesammtstaat einzuverleiben. Dagegen erhoben sich die Herzogtümer und errichteten eine provisorische Landesregierung. Als die unbedeutende Armee derselben zuerst von den Dänen geschlagen und nach der Festung Rendsburg zurückgedrängt wurde, entstand in ganz Deutschland eine sympathische Bewegung für die dortigen deutschen Stammgenossen und überall bildeten sich Freischaaren, um ihnen zu Hülfe zu eilen. Der König von Preußen meinte seinen kurz vorher verkündigten hohen Beruf für Deutschland nicht besser bewähren zu können, als indem er sich zum Vorkämpfer in dieser deutschen Angelegenheit machte, und so ließ er eine Armee unter dem General Wrangel den Herzogtümern zu Hülfe marfchiren, welche die dänische Armee bei Schleswig schlug, siegreich bis an die äußerste Grenze Jütlands vordrang und die Dänen auf ihre Inseln vertrieb. Leider konnte diesem ersten Siege der rechte Nachdruck nicht gegeben werden, weil Deutschland keine Kriegsflotte besaß. Zwar wurden für die Errichtung einer solchen die größten Anstrengungen gemacht, allein hies konnte den augenblicklichen Mangel nicht ersetzen, und die preußischen Ostseeprovinzen wurden daher von den Dänen hart beeinträchtigt. Hierdurch, so wie durch die Theilnahme, welche England, Rußland und andere Mächte der dänischen Sache widmeten, wurde Preußen in seinen weiteren Schritten gelähmt und fand sich zur Abschließung des

7. Theil 4 - S. 327

1880 - Stuttgart : Heitz
Tod der Kaiserin-Mutter. 327 Vehckgerichten, welche nicht gegen die Russen allein, sondern auch gegen die eigenen Landsleute, die es mit den Russen hielten,-ihre furchtbaren Urtheile fällte und dieselben durch eine besondere Mannschaft mit verwegener Schnelligkeit, bisweilen im Innern der Wohnungen, in geheimnißvoller Weise vollstrecken ließ. Der Zustand war schrecklich; auf der einen Seite die Drohungen und die Gewalt der Russen, auf der anderen die Angst vor der Kugel oder dem Strange der geheimen Nationalregiernng. Aber auf die Dauer nutzte sich dieser Terrorismus ab und bei der strengen Grenzwacht, welche Preußen und später auch Oestreich übte, mußte es gar bald auch an Waffen fehlen. Schon im Juli 1863 fing daher der Aufstand zu erlöschen an, und Rußland wies jetzt, nach langer geschickter Verzögerung der Verhandlungen, die von Frankreich, England und Oestreich zu Gunsten Polens versuchte Intervention zurück. Zugleich wurde Wielopolski aus Urlaub geschickt, auch der Großfürst Constantiu zog sich zurück; an die Spitze der Regierung trat der General von Berg mit fast unumschränkter Gewalt. Die Theilnehmer am Aufstande wurden nun mit nnnach-sichtlicher Strenge verfolgt und bestraft; der Adel und die Geistlichkeit überhaupt in Besitz und Vermögen geschwächt, die Leibeigenschaft dagegen aufgehoben und der Bauernstand von der Grund-herrschaft unabhängig gemacht. Es geschah alles, um eine nochmalige nationale Erhebung unmöglich zu machen. Die kaiserliche Familie erlitt im I. 1860 einen herben Verlust durch den Tod der Kaiserin Mutter, Alexandra. Feodo-rowna, einer Tochter Friedrich Wilhelms Iii. von Preußen. Ihre Kindheit hörte den Kriegslärm von Jena, sie sah die bangen Tage von Tilsit und darauf das sorgenvolle, fast bürgerlich-einfache Leben der königlichen Aeltern in Königsberg. Die Zeit der Befreiung Deutschlands und Preußens erlebte sie als zart aufblühende Jungfrau, und als der Friede wieder über Europa schwebte, sah sie zuerst in Berlin den Mann, an dessen Seite sie achtunddreißig Jahre mildernd, segnend, beglückend bis zu seinem Tode durch's Leben gehen sollte.*) *) Ueber die Art und Weise ihrer innigeren Bekanntschaft hat sich folgende gemüthliche Erzählung erhalten: Die Verewigte hatte als preußische Prinzessin eine Schweizerin zur Gouvernante, Madame Wildermatt, die einst in ihre Hei-math reisen mußte, um eine ihr zugefallene Erbschaft in Besitz zu nehmen. Als sie wieder in Berlin angekommen war, zeigte sie ihrer erhabenen und schönen

8. Theil 4 - S. 354

1880 - Stuttgart : Heitz
354 Neueste Geschichte. 3. Periode. sich mit Oestreich über die beiderseitige Stellung zu Deutschland auseinandersetzen mußte. Da dies auf friedlichem Wege nicht möglich erschien, mußten die Waffen entscheiden. Die Schritte, welche Oestreich jetzt unternahm und bei welchen es von dem sächsischen Minister v. Benst auf das leidenschaftlichste unterstützt ward, zeigten bald, welchem Ziele man zustrebte. In Preußen erkannte man bald die volle Bedeutung der Lage, und obwohl König Wilhelm, seiner eigenen, oft wiederholten Versicherung nach, alles aufbot, um den Frieden zu erhalten, versäumte man doch nichts, um den Krieg, wenn er ausbräche, mit Erfolg führen zu können. Man begnügte sich auch nicht mit militärischen Rüstungen; man berief sich auf das deutsche Nationalgefühl, und da Oestreich mittels des in der allgemeinen Meinung längst gerichteten Bundes über Preußen obzusiegen dachte, trat Graf Bismarck mit einem neuen Bundesreformplane hervor, auf Grund dessen fortan Preußen die militärische Führung Norddeutschlands übernehmen,.Oestreich mit Baiern im Süden vorherrschen, das deutsche Volk aber durch ein von ihm erwähltes Parlament vertreten werden sollte. — Inzwischen setzte Oestreich seine Rüstungen fort und nöthigte dadurch den König von Preußen, auch -seinerseits die Mobilmachung der preußischen Armee anzuordnen (Anfang Mai). Vergeblich versuchte Kaiser Napoleon, von England und Rußland unterstützt, zwischen den beiden Rivalen zu vermitteln; sein Versuch scheiterte an dem Widerstreben Oestreichs, welches seinen Eintritt in die vorgeschlagene Conserenz von Vorbedingungen abhängig machte, deren Zugestäuduiß die Conserenz gegenstandslos gemacht hätte. Es beharrte nämlich darauf, daß kein Beschluß gefaßt werde, durch welchen eine d^r Conserenz-Mächte eine Vergrößerung erhielte und daß die venetianische Frage von dem Conserenz-Programm gestrichen werde. — So blieb denn die Waffenentscheidung allein noch übrig und Preußen, zum Kriege gedrängt, bewies jetzt, daß es denselben nicht aus Mangel an Selbstvertrauen habe vermeiden wollen. Vorher schon waren auch Unterhandlungen mit Italien eingeleitet worden, welche zu einer Allianz Preußens und Italiens sür den Fall eines Krieges mit Oestreich geführt hatten. Schlag auf Schlag folgten sich die letzten Schachzüge der Diplomatie, um dem letzten Beweisgründe der Herrscher (ultima ratio regum), den Kanonen, freies Feld zu geben. Oestreich brachte nach dem Einmarsch der Preußen in Hol-

9. Theil 4 - S. 391

1880 - Stuttgart : Heitz
1866 bis 1870. Frankreich. 391 Belgien und Portugal; auch der türkische Sultan und der Vice-köuig von Aegypten fanden sich ein. Paris hatte noch niemals eine gleiche, seiner Bedeutung dargebrachte Huldigung gesehen. Es durfte kaum mehr Besremdung erregen, wenn die durch die Zeiten Ludwig Xiv. und Napoleon I. emporgetriebene Eitelkeit der Franzosen sich zu dem Dünkel steigerte, daß sie die glanzvollste, mächtigste Nation in Europa seien, mit welcher keine andre Nation rivalisiren dürfe (Chauvinismus).*) Aber der Anspruch Napoleon Iii., die großen politischen Verhältnisse Europas mit seiner Macht beeinflussen zu wollen, hatte, wie schon gesagt, einen Rückgang erfahren. Das Mißlingen der mexikanischen Unternehmung, der vergebliche Versuch einer Intervention bei dem polnischen Aufstande, sein abwartendes Verhalten bei dem deutsch-dänischen Kriege und auch der Ausgang der Luxemburger Frage drückten die bisher so hohe Meinung von seiner Energie und seinem Glück sehr herab. Er bemühte sich durch geheime Unterhandlungen, Preußen für eine Vergrößerung Frankreichs auf dem linken Rheinufer oder durch Belgien zu stimmen, wofür die Einwilligung zur Annexion von Süddeutschland dargeboten wurde. Preußen ging auf solche Verlockungen nicht ein. Ebenso vergeblich war der doppelzüngige Versuch, Oestreich bei dem Eondolenzbesuch in Salzburg, August 1867, für ein Bünd-niß gegen Preußen zu gewinnen. Da nun aber die Vergrößerungssucht und der Neid gegen das aufstrebende Preußen der französischen Regierung keine Ruhe ließen und zu dem Gedanken an einen Krieg hintrieben, so wurde eine Nenbewaffnru g (Chassepotgewehr, Mitrail-leuse) und Reorganisation der französischen Armee ins Werk gesetzt, Anfang 1868. Es gab am Hofe der Tuilerien eine von der Kaiserin unterstützte Partei, welche im Kriege das einzige Mittel sah, eine Vergrößerung zu erlangen, der Ruhmsucht und Eitelkeit des Volkes eine neue Befriedigung zu geben, das unruhige Drängen um politische Freiheiten nach außen abzuleiten, und so die Dynastie zu sichern. Der Kaiser selbst sah wohl ein, daß seine bisherigen Künste anfingen verbraucht und wirkungslos zu werden; auch wurde er von Kränklichkeit geplagt. Er schwankte, oder schob doch zögernd *) Die Bezeichnung „Chauvinismus" ist durch ein französisches Bühnenstück entstanden, in welchem Chauvin, ein alter feuriger Invalide aus der großen Armee seiner Erbitterung über die Niederlagen Napoleon I. in tragikomischer Weise Luft macht.

10. Theil 4 - S. 357

1880 - Stuttgart : Heitz
Der preußisch-östreichische Krieg. 357 erkennen. Preußen — so meint es — muß in allen seinen Bestrebungen bekämpft werden, weil, was Preußen frommt, Oestreich schade. Die alte unselige Eifersucht ist in Hellen Flammen wieder aufgelodert; Preußen soll geschwächt, vernichtet, entehrt werden. Ihm gegenüber gelten keine Verträge mehr, gegen Preußen werden deutsche Bundesfürsten nicht bloß ausgerufen, sondern zum Bundesbruch verleitet; wohin wir in Deutschland schauen, sind wir von Feinden umgeben, deren Kampfgeschrei ist: Erniedrigung Preußens! Aber in meinem Volke lebt der Geist von 1813. Wer wird uns einen Fuß breit preußischen Bodens rauben, wenn wir ernstlich entschlossen sind, die Errungenschaften unserer Väter zu wahren, wenn König und Volk durch die Gefahren des Vaterlandes fester als je geeint, an die Ehre desselben Gut und Blut zu setzen, für ihre höchste und heiligste Aufgabe halten. In sorglicher Voraussicht dessen, was nun eingetreten ist, habe Ich seit Jahren es für die erste Pflicht Meines königlichen Amts halten müssen, Preußens Volk für eine starke Machtentwickelung vorzubereiten. Befriedigt und zuversichtlich wird mit Mir jeder Preuße auf die Waffenmacht blicken, welche unsere Grenzen deckt. Mit seinem König an der Spitze wird sich Preußens Volk ein wahres Volk in Waffen fühlen. Unsere Gegner täuschen sich, wenn sie wahnen, Preußen fei durch innere Streitigkeiten gelähmt. Dem Feinde gegenüber ist es einig und stark, dem Feinde gegenüber gleicht sich aus, was sich entgegen stand, um demnächst in Glück und Unglück vereint zu bleiben. Ich habe alles gethan, um Preußen die Lasten und Opfer des Krieges zu ersparen, das weiß Mein Volk, das weiß Gott, der die Herzen prüft. Bis zum letzten Augenblicke habe Ich in Gemeinschaft mit Frankreich, England und Rußland die Wege für eine gütliche Ausgleichung gesucht und offen gehalten. Oestreich hat nicht gewollt, und andere deutsche Staaten haben sich offen auf seine Seite gestellt. So sei es denn! Nicht Mein ist die Schuld, wenn Mein Volk schweren Kampf kämpfen und vielleicht harte Be-drängniß wird erdulden müssen; aber es ist uns keine Wahl mehr geblieben! Wir müssen fechten um unsere Existenz; wir müssen in einen Kampf auf Leben und Tod gehen gegen diejenigen, die das Preußen des großen Kurfürsten, des großen Friedrich, das Preußen, wie es aus den Freiheitskriegen hervorgegangen ist, von der Stufe herabstoßen wollen, auf die seiner Fürsten Geist und Kraft, sei-
   bis 10 von 40 weiter»  »»
40 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 40 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 1
3 0
4 10
5 0
6 0
7 1
8 0
9 0
10 21
11 2
12 8
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 2
25 7
26 0
27 0
28 11
29 0
30 1
31 0
32 0
33 0
34 19
35 5
36 2
37 7
38 0
39 1
40 1
41 0
42 2
43 0
44 0
45 4
46 0
47 0
48 0
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 1
4 0
5 0
6 0
7 0
8 9
9 22
10 1
11 0
12 1
13 0
14 0
15 2
16 4
17 13
18 1
19 2
20 0
21 0
22 0
23 5
24 0
25 0
26 1
27 0
28 0
29 5
30 0
31 0
32 1
33 0
34 3
35 0
36 2
37 0
38 3
39 2
40 0
41 5
42 1
43 2
44 0
45 2
46 1
47 0
48 0
49 0
50 2
51 4
52 4
53 0
54 0
55 0
56 3
57 0
58 0
59 3
60 14
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 2
68 0
69 0
70 1
71 0
72 0
73 0
74 8
75 0
76 0
77 0
78 0
79 0
80 1
81 0
82 1
83 0
84 1
85 1
86 0
87 0
88 0
89 2
90 0
91 0
92 15
93 0
94 2
95 0
96 4
97 1
98 26
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 57
1 11
2 75
3 23
4 33
5 14
6 42
7 57
8 12
9 67
10 20
11 7
12 45
13 20
14 8
15 14
16 57
17 26
18 11
19 13
20 8
21 20
22 20
23 7
24 15
25 23
26 94
27 28
28 12
29 14
30 53
31 15
32 12
33 394
34 29
35 22
36 35
37 16
38 3
39 44
40 45
41 10
42 27
43 90
44 12
45 11
46 20
47 18
48 27
49 134
50 108
51 117
52 17
53 11
54 28
55 23
56 14
57 4
58 50
59 638
60 3
61 34
62 34
63 9
64 41
65 124
66 3
67 80
68 24
69 0
70 2
71 40
72 21
73 156
74 17
75 53
76 15
77 46
78 3
79 21
80 14
81 515
82 13
83 15
84 11
85 35
86 5
87 21
88 92
89 23
90 7
91 74
92 0
93 11
94 40
95 14
96 56
97 30
98 37
99 8
100 340
101 2
102 169
103 51
104 5
105 2
106 32
107 11
108 10
109 16
110 17
111 63
112 50
113 12
114 9
115 25
116 132
117 9
118 15
119 19
120 25
121 113
122 7
123 46
124 45
125 24
126 16
127 32
128 25
129 53
130 0
131 147
132 20
133 10
134 12
135 1
136 185
137 5
138 2
139 14
140 70
141 33
142 43
143 212
144 15
145 13
146 23
147 11
148 26
149 2
150 44
151 26
152 109
153 10
154 12
155 52
156 90
157 17
158 38
159 6
160 9
161 33
162 19
163 37
164 8
165 7
166 83
167 12
168 19
169 44
170 12
171 31
172 82
173 168
174 12
175 276
176 60
177 267
178 21
179 79
180 8
181 48
182 257
183 196
184 50
185 5
186 20
187 20
188 10
189 16
190 36
191 32
192 18
193 26
194 16
195 14
196 179
197 41
198 36
199 29